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So mache ich Seife - nicht!


Endlich hab ich mich getraut und dann ist es voll daneben gegangen. Falsch vernähte Stoffe kann ich ja wieder auseinandernehmen, bei chemischen Reaktionen geht das leider nicht, also habe ich jetzt keine Seife. Naja, so ist das mit ersten Versuchen - sie klappen meistens nicht. Sie sind aber immernoch gut, um was draus zu lernen oder einfache eine lustige Geschichte zu erzählen. Hier nun was ich beim Seife anrühren - fast alles - richtig gemacht habe:

Die Ausrüstung habe ich mir größtenteils im Möbel Second-Hand-Laden günstig zusammengesucht: ein großer Topf, Rührbecher und Plastiklöffel. Einen Stabmixer wollte ich für den ersten Versuch nicht "opfern", denn das kann alles nicht mehr zum Kochen benutzt werden. Das Thermometer hab ich mir im Internet bestellt und die hässlichste Schutzbrille der Welt hatte ich noch von meinem Semester Chemiestudium ( - nicht so schön wie diese hier, oder?)

Das Buch hab ich schon ne Ewigkeit, ist aber nicht so der Hit, weil noch viele Rezepte mit tierischen Fetten drin sind. Hab mich aber etwas inspirieren lassen und den Rest lieber im Netz nachgelesen. Dieses Grundrezept sollte eigentlich stimmen,   denn   ich  hab's  mit  drei

verschiedenen Seifenrechnern berechnet (hier, hier und hier):

350 g Olivenöl

300 g Rapsöl

250 g Kokosfett

300 g Wasser

126 g Natriumhydroxid für 5-6% Überfettung + Duft und Farbe


Auch bei den Zutaten wollte ich nicht so viel ausgeben und hab extra nur günstige Fette aus dem Supermarkt genommen. Nur das Natriumhydroxid (NaOH) und den Duft hab ich bestellt, wobei Blutorange das günstigste Ätherische Öl von allen war. Zum Färben wollte ich was natürliches nehmen und hab auf Kurkuma und Paprika zurückgegriffen. Als Laborbiologin kenn ich ja dem Umgang mit Natronlauge, aber in der Küche ist es schon etwas ungewohnt.

Zuerst hab ich das Öl direkt in den Topf abgewogen und das Fett darin langsam geschmolzen. Alle Zutaten hab ich mit der Digitalwaage genau abgewogen, auch das destilliertes Wasser, denn die Markierungen auf denn billigen Bechern liegen oft ziemlich daneben. Das NaOH nach und nach zugegeben, es wird beim Lösen ziemlich heiß. Dann war meine Geduld gefordert, denn beides musste erstmal abkühlen, was ich ab und zu mit dem Thermometer kontrolliert habe.

Als beides bei 45°C war, habe ich es zusammengerührt und es wurde direkt undurchsichtig. Ich hab gerührt und gerührt, fast eine Stunde lang und musste aufpassen, das Zeug nicht auf die Klamotten zu bekommen (das nächste mal besser mit Kittel?). Es ist aber nicht wirklich dickflüssiger geworden. Ich war mir nicht sicher ob das so richtig war, hab aber dann weiter gemacht und die 10ml Blutorangenöl rein geschüttet. Riecht schon lecker!

Die Farbe war zwar schon ziemlich gelblich, trotzdem hab ich Kurkuma dazu gegeben und es wurde rotorange statt gelb aber ganz schön. Ich wollte gerne eine zweifarbige Seife mit Marmoreffekt und habe etwa 2/3 in die Formen gegossen, wo mal Obst oder Gemüse drin war. Zum Rest kam dann noch etwas Paprika-Pulver. Beides hat sich eigentlich schon beim Gießen vermischt, weil es so flüssig war, da war das Stäbchen nicht wirklich nötig.

Kurz danach hat sich schon Öl an der Oberfläche abgesetzt. Da war mir klar, daß das so nicht richtig war und hab alles wieder in den Topf gekippt. Roch jetzt ein bißchen nach Curry. Was nun? Ich nahm an es war zu kalt und hab den Herd wieder angeschaltet. Hitze beschleunigt ja chemische Reaktionen - soweit so gut. Ich hab es aus Versehen sogar bis 80°C erhitzt und es ist immer noch nix passiert. Da hatte ich kein Bock mehr und hab erstmal alles stehen lassen.

Fünf Minuten später dann doch: Die Masse dickt an und wird total stückig. Immer mehr Flüssigkeit setzt sich oben ab und ich schöpfe die festen Brocken schnell in die Behälter. Erst mal sehen was draus wird, benutzen kann ich das aber sicher nicht. Ich hab ja viele Anleitungen gelesen, aber in keiner stand, wie ich die Sachen wieder sauber kriege. Ich hab mit Essig-Essenz zum Neutralisieren und viel Spüli abgewaschen und die Reste entsorgt.

Meine Fehleranalyse brachte mich auf diese drei Sachen: Erstens waren beide Teile wohl zu kalt, in vielen Anleitungen stehen 50-60°C. Zweitens hab ich nicht stark genug gerührt. Das nächste Mal werd ich es doch mit einem Stabmixer versuchen. Zuletzt hab ich es dann zu heiß gemacht, so daß die Verseifung zu schnell und nicht gleichmäßig abgelaufen ist. Hat irgendwer mit Erfahrung noch einen Tipp für mich? Oder was war dein größter Fail?


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Comments: 8
  • #1

    Anett (Monday, 24 August 2015)

    Also ich das Foto auf Facebook gesehen habe, habe ich schon gedacht, dass sieht nicht so appetitlich aus. Aber man hält sich da mit Kommentaren besser zurück. Da du nun aber selbst geschrieben hast, dass es missglückt ist, kann ich es auch laut sagen ^.^

    Seifenstücke mag ich persönlich nicht so. Aber was toll ist, dass man seine eigenen Düfte mischen kann. Gibt nicht sehr viele seifen, die mir zusagen vom Geruch. Aber selber machen habe ich keine Lust zu.

  • #2

    Katja (Monday, 24 August 2015 11:50)

    Dass es zu kalt war, würde ich noch nicht mal unbedingt sagen, aaangeblich klappt es auch mit kälteren Massen, aber man muss da echt ewig rühren, vor allem wenn man nur mit nem Löffel rührt :D Ich habe beim ersten Mal auch nur mit Löffel gerührt und stand bestimmt zwei Stunden da und es war immer noch keine Puddingkonsistenz. Am besten echt mit einem Pürierstab mixen (Handmixer spritzen - ich spreche aus Erfahrung xD).
    Hinterher zu heiß erhitzt hab ich auch schon, da kam dann Salami-Seife raus xD

    Viel Erfolg beim nächsten Versuch :)

  • #3

    Anja (Monday, 24 August 2015 20:10)

    Meine erste Seife sah auch so aus...wollte mir auch keinen Pürierstab anschaffen ;-)...mein zweiter Versuch mit Pürierstab war dann erfolgreich :-)...

  • #4

    Janina (Monday, 24 August 2015 21:40)

    @Anett
    Sich selbst den Duft zusammenzustellen find ich auch das Tolle daran. Hab vorher schon oft handgemachte Seife gekauft, da gibt's echt viel ;)

    @Katja
    Das dachte ich auch erst. Vielleicht wäre es nach 3 Stunden andedickt, aber da war ich einfach viel zu ungeduldig... Vielen Dank! :D

    @Anja
    Ach, da war ich ja nicht die einzige. Dann werd ich das jetzt machen - finde vielleicht auch günstig einen gebrauchten Pürierstab :)

    Zum Glück hab ich nur ein paar Euro in die Tonne gehauen und noch genug Zutaten für einen zweiten Versuch da ;)

  • #5

    Lenelein (Thursday, 27 August 2015 21:48)

    Bei dem Bid dachte ich erst an Karamell! Seife sieht echt ein bisschen anders aus... ;) Ich habe noch nie selber gesiedet, also lehne ich mich mal zurück und überlasse den Experten das Feld!

  • #6

    Janina (Thursday, 27 August 2015 22:15)

    Mh, Karamell! Das wär auch mal ne Idee :D Von meinem nächsten Seifen-Versuch werde ich auf jeden Fall berichten ;)

  • #7

    Benjamin (Thursday, 17 February 2022 06:42)

    Wieso soltte man den Rührstab nachher nicht mehr zum Kochen nutzen können!
    Das ist ja hanebüchen, ich mach meine Seifen seit jahren mit meinem Kochgeschirr.

    LG

  • #8

    Janina (Thursday, 17 February 2022 09:14)

    Hi Benjamin,
    das hab ich so bei vielen Seifenmachern gelesen, also hab ich zur Sicherheit drauf hingewiesen.
    Wenn du die sicher bist, daß alles richtig sauber ist, sollte das wirklich kein Problem sein.
    Liebe Grüße
    Janina